Buchvorstellung Jona Kirchner / 26.5.2013 / 17. Siwan 5773

Jona Kirchners Buchvorstellung am 26. Mai 2013 in der Remise des Gutshofes an der Mühle in Gatow

Dr. Jona Kirchner  stellte ihr neues Buch, Die Summe der Eins ist Dreizehn. Eine Einführung in die Symbolik der Hebräischen Bibel, vor[1].

Ein sehr gutes Buch - ein wunderschöner Vortrag. Leise, einfühlsam, beinahe vorsichtig, ohne jede Attitüde erklärte und entfaltete Jona den Zusammenhang von Buchstabe, Zahlenwert und deren Bedeutung im hebräischen Alphabet und im Text der Bibel. Bescheiden, mit Esprit und Humor  lud sie die kleine Gruppe interessierter Menschen  in ihre Gedankenwelt ein.  Das Können dieser Philosophin offenbart sich in ihrem überaus leichten Umgang mit kreativen, eigenen Gedanken und ganzen Gedankenketten, basierend auf  fundiertem Wissen. Sie hat die Fähigkeit, den Bezug zum Hier und Jetzt unmissverständlich und fröhlich darzustellen. Es kommt kein pädagogischer Zeigefinger, keine moralische Ansprache. Stattdessen spricht sie über  den vom Ich losgelösten großen Zusammenhang.

Gut strukturiert, sehr klar, leicht verständlich, auch für Nicht- Rabbiner und Menschen wie Du und ich, führte sie uns kompetent und sicher durch  Kerntexte der Schrift.  An keiner Stelle ließ sie das Publikum spüren, wie viel Studium und Reflexion -  besonders der einsamen, stillen inneren Auseinandersetzung mit sich und dem Weltverständnis - es braucht, um ein solches Buch  schreiben zu können.

In einer, dem Zuhörer zugewandten, partnerschaftlichen Atmosphäre hat Jona uns in eine freie Welt der Gedanken Einblick gewährt. Ich wünschte, es wären ein paar Rabbiner dabei gewesen. Es gibt mitten unter uns eine Philosophin, die ihr Handwerkszeug auch zur Erklärung der Bibel als dem Kern der jüdischen Tradition anzuwenden weiß. Was sie zu sagen hat, ist faszinierend, anregend und eine große Freude.

Ein lesenswertes Buch. Wir, die Ohelistas und Ohelistos, wünschen Dir , Jona, viel Erfolg und Glück – auf dass Deine Fähigkeiten bald von einer breiteren Öffentlichkeit entdeckt werden.

Danke

Channah  S. Arendt

[1]
                        [1] Jona Kirchner: Die Summe der Eins ist Dreizehn. Eine Einführung in die Symbolik der Hebräischen Bibel. München (Grin VL) 2012, ISBN 978-3-656-28943-2
 

Pflanztag / 5.5.2013 / 25. Ijar 5773

Frisch aus dem winterlichen Norwegen in Berlin eingetroffen, kam mir die Remise Gatow am Sonntag, dem 5. Mai beinahe vor wie der schönste Ort auf Erden.  Die Sonne, die Wärme, die Blumen, die Bäume, die Farben, die Düfte, das Vogelgezwitscher und vor allem – die Menschen!
Nach und nach trafen die Ohelistas ein und so gingen wir in Richtung Acker – die Bäume (von Anna besorgt) in einer Karre ziehend und die ganze Utensilien mit Rita im Auto fahrend.  
Wie es sich gebührt, wurde erst ein Familienphoto aufgenommen.  Danach hat Rita sehr viel Interessantes und Nützliches, über den Acker und alles was darauf wachsen kann erzählt:  Dies ist das 3. Jahr auf dem Felde, das Ulli gerade frisch gepflügt hatte.   Die Kartoffeln sind dieses .Jahr. in der Mitte des Acker vorgesehen und außerdem werden verschiedene Sorten Freilandtomaten gepflanzt. Und als besonderen Clou legen wir nächstes Wochenende unter Annas fachlicher Anleitung ein Hochbeet am Ende des Ackers an, damit jeder, der sich nicht bücken kann, auch beim Säen und Ernten mittendrin ist.
Von Rita, die ganz viele Samen gesammelt hatte, hat jeder einen Handvoll Insektenbuffet zu säen bekommen.  Zuerst wurde jedoch den Segenspruch „Sheheheyanu“ gesprochen und dann kamen die Samen behutsam in die Erde.
 
  
   
  

Unsere Obstbäume, die wir im letzten Herbst gepflanzt haben, haben den harten Winter erfreulicherweise fast alle gut überstanden.Die 6 neuen Obstbäume waren jetzt an der Reihe.  Geeignete Stellen zum Pflanzen wurden gefunden und die Buddelarbeit konnte anfangen.  Gar nicht so einfach!  Aber als Ben sich ganz selbstverständlich an die Arbeit machte, war es eine wahre Freude!  Ganz fachmännisch hat er ein Loch für meinen Pflaumenbaum in die Erde gegraben und den Baum ins Loch gesteckt.  Die ausgegrabene Erde wurde herübergeschüttet und schließlich wurden 2 große Kanister voll mit Wasser herübergegossen.  Alles fertig!  Ben, vielen Dank!
„Ein Ort ist mit wem Du bist“ -  hat sich an diesem Sonntag bewahrheitet!
Einen herzlichen Dank an alle.
  
   
                      
Text: Rachel     Fotos: Anna Adam                                         

Schabbaton / 12.4.2013 / 2. Ijar 5773

12.und 13. April, 2013 :
Schabbaton mit Kantorin Jalda Rebling:
Von Pessach zu Schawuot: Die Tage des Omerzählens

  Von Pessach

                       zu Schawuot

Kantorin Jalda Rebling hatte sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: ein Shabbaton in der Omer-Zeit. Also ein Shabbat so wie er sein sollte. Eine Auszeit zum  Lernen, Loslassen und Auftanken. Schon ihre Ankündigung lässt Schabbat-Geschmack aufkommen:

 
Von Pessach zu Schawuot: Die Tage des Omerzählens
Workshop 12/13 April 2013 – 3. Iyyar 5774
Paraschat Tasria-Metzora:  Leviticus 12:1 - 15:33
 
Der Neumond des Monats Ijar liegt zwischen Nissan, dem Frühlingsmonat und dem ersten Pilgerfest Pessach und dem Monat Siwan, der Monat des zweiten Pilgerfestes Schawuot.
Zwischen beiden Festen sollen wir 7x7 Tage zählen. Es sind sieben Wochen bis zum 50. Tag.
In anderen Traditionen spricht man von Pentacoste = Pfingsten.
Jeden Tag zählen wir das Omer. Es ist eigentlich eine Garbe.
Welches sind unsere Garben, die wir in den 49 Tagen zwischen den Festen darbringen?
Wem bringen wir sie dar?
Warum sollten wir sie darbringen in einer Zeit, in der die meisten Menschen die Verbindung zur Natur und oft auch zu sich selbst längst verloren haben? 

In der Nachbarschaft des aufblühenden Botanicums des Gutshofes Berlin - Gatow
werden wir T´hillim – Psalmen singen, Geschichten erzählen, Tora lesen und uns miteinander
eine Aus-Zeit, einen Schabbat, gönnen.  
Jalda Rebling

Wir begannen unsere Auszeit Freitag mit Kabbalat Schabbat, ein Gottesdienst mit viel Gesang und Zeit zum Nachspüren und Ankommen. Auch Schacharit und Mincha am Samstag feierten wir in ganz entspannter Atmosphäre, offen für neue Gedanken und immer wieder überrascht von der Schönheit der Texte, die uns eigentlich geläufig sind bzw. von der Intensität einiger Tehillim und Gebete, die nicht fester Bestandteil traditioneller Gottesdienste sind. So machte uns Angela auf das Gebet „We are loved by an unending love“ von Rabbi Rami Shapiro aufmerksam, das sie wegen seiner Trost spendenden Tiefe auch manchmal in therapeutischen Settings einsetzt. Es findet sich in Marcia Pragers Siddur. Wir sprachen es mit offenen Ohren und offenen Herzen und spürten seinen Zauber. Seither ist es Teil vieler unserer Gottesdienste.
Jalda gab uns einen fundierten Schiur zum Omerzählen. Wir hatten verschiedene Texte  mitgebracht (z.B. Shifrah Tobacman, Jill Hammer, Min Kantrowitz) und konnten ihre unterschiedlichen Ansätze auf uns wirken lassen.
Und natürlich nahmen Singen und Chanten einen grossen Raum ein. Bert brachte seine Gitarre mit und begleitete uns zum 23. Psalm. Einige von uns fühlten sich von den Texten, Melodien und der Rhythmik der hebräischen Sprache ganz neu angesprochen . Sie gingen unter die Haut. Es entstand Schabbat-Magie.
Zu dieser Magie trug auch die Zeit bei, die wir mit Rita in ihrem Garten der Weltreligionen und Botanicum verbrachten. Obwohl für oberflächliche Blicke noch nicht viel zu sehen war,schaffte es Rita, uns die Energie der Natur spüren zu lassen, die uns umgab. Die Jungpflanzen im Gewächshaus und die von unseren Kindern an Tu bi Schwat gepflanzten Kürbisse und Chayote strotzten vor Energie. Die ersten Blumen und grünen Spitzen an den Bäumen waren die Vorhut des verspäteten Frühlings. Wachstum lag in der Luft, nicht nur bei uns .
Wir erhielten Anregung und Nahrung. Eine schönere Vorbereitung auf den Empfang der Tora kann ich mir nicht vorstellen. Danke, liebe Jalda.

 

Foto: Im Garten der Weltreligionen, Gutshof Gatow

Ein grosse Danke-schön geht auch an den Gutshof Gatow und Gatows ev. Kirchengemeinde, die uns ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben.

Illustrationen und Foto: Anna Adam      Text: Etha Jimenez

Pessach 5773 / 26.3.2013 / 15. Nissan 5773

Wie jedes Jahr lud Ohel-Hachidusch zum  2.Sederabend ein.
Mit viel Vorfreude bereitete unser Vorbereitungsteam unter Leitung von Anna Adam das Fest vor.
Es wurde geputzt, gekaschert, geräumt, eingekauft, geschnipselt und gebrutzelt.
Zu unseren Sederabend konnten wir 50 Mitglieder und Freunde in unserem Zelt begrüßen.
Unter unseren Gästen waren wie jedes Jahr zahlreiche Kinder. 

   
   

Diesmal erlebten wir ein besonderes Highlight. Erstmals benutzten wir für den Seder die neue Haggada von Annette Böckler.  Dadurch konnten die Anwesenden, die nicht hebräisch lesen können unsere Lieder mitsingen, was uns allen viel Spaß machte. Kantorin Jalda Rebling führte uns mit gewohnter Souveränität durch den Seder. 
Unsere Kinder suchten mit großem Eifer und Freude den Afikoman und erhielten für die Auslösung viele schöne Geschenke.

   

Für den kulinarischen Genuss sorgten Anna Adam und Gaby Nonhoff mit Unterstützung eines sehr kreativen Kochteams. 
Es war ein rundherum wunderschöner Abend.
Mir persönlich ist an diesem Abend besonders bewusst geworden, dass an unserem Seder Juden aus vier Generationen gemeinsam aus Mizrajim auszogen: ein Wunder mitten in  Berlin. 
Dafür bin ich sehr dankbar. 

Wir danken Jalda Rebling, Anna Adam, Gaby Nonhoff und den vielen anderen fleißigen Helfern für diesen gelungenen und schönen Abend und freuen uns schon auf den Sederabend nächstes Jahr wieder in Berlin. 

Text: Marlis Ventur                   Fotos: Anna Adam

Simchat Chochma und Tu biSchwat / 26.1.2013 / 15. Schewat 5773

 Simchat Chochma und Tu biSchwat :

26. Januar 2013/ 15. Schewat 5773/ Schabbat Beschallach

Es hätte nicht besser passen können:

an Tu biSchwat, dem Neujahrsfest der Bäume, an dem die Pflanzen bereits den Frühling spüren und sich für neues Wachstum bereit machen, besiegelte Rachel ihre Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinschaft und wurde Bat Chochma, eine Tochter der Weisheit. Am Ende ihres Arbeitslebens mit Beginn eines neuen Lebensabschnitts bestätigte und stärkte sie ihre jüdischen Wurzeln und bereitete sich auf neue Ziele vor.

Liebe Rachel, wir sind Dir dankbar, dass Du uns an Deiner Freude über die Weisheit der Tora und jüdischer Tradition hast teilhaben lassen. Wir wünschen Dir alles Gute für Deine nächsten Ziele, für die Du so viel Lebensweisheit, Lebenserfahrung und positive Energie mitbringst. Es war ein besonderes Erlebnis für uns alle als Du von Kantorin Jalda zur Tora aufgerufen wurdest, aus der Tora gelesen hast und uns dann in Deiner Derasha zu Beschallach in eine lebhafte Diskussion verwickelt hast. Die Israeliten hatten das Schilfmeer überquert und besangen ihre Rettung. Auf ihrer langen Wanderung zur Läuterung machte sich jedoch immer wieder Unzufriedenheit breit. Wir alle wurden gerettet aus mizrajim und haben auf dem Weg in die Freiheit viele Wunder erlebt. Aber an unserer persönlichen Freiheit und unserem inneren Wachstum müssen wir selbst und ständig arbeiten. Sie werden uns nicht als Wunder geschenkt.

   

  

Jetzt war der Boden für Tu biSchwat vorbereitet. Nun konnten wir aus einer neuen Perspektive mit den Kindern zwar nicht Bäume aber kleine Setzlinge pflanzen. Anschliessend gingen wir nach draussen, um Ritas legendäre Birke wachsen zu hören.

    

    

Alles wurde abgerundet durch Gabys leckeres Buffet und die Gastfreundschaft von Rita und Ulrich.

Vielen Dank und mazal tow, liebe Rachel.

Text: Etha Jimenez           Photos: Anna Adam

Bat Mizwa / 22.12.2012 / 9.Tewat 5773

 22. Dezember 2012: Unsere erste Bat Mizwa Feier

Am 9. Tewat 5773, an Schabbat Wajigasch, wurde Sophie zum ersten Mal zur Tora aufgerufen.Nun hat Ohel Hachidusch ausser Avery, unserem ersten Bar Mizwa mit Sophie auch eine Bat Mizwa, eine Tochter des Gesetzes.

Die Feier fand wieder im Betsaal des ehemaligen Jüdischen Waisenhauses in Pankow statt. Der Ort hat eine lange wechselhafte Geschichte. Nach den November-Pogromen gelang es Curt Crohn, dem Leiter des Waisenhauses, zahlreiche Kinder in Kindertransporten in Grossbritannien in Sicherheit zu bringen. Aber spätestens 1942 wurden die letzten Bewohner des Hauses deportiert und viele von ihnen ermordet. Heute sind in dem Gebäude der Cajewitz-Stiftung eine private Schule und die Janusz-Korczak Bibliothek untergebracht. Der Betsaal wurde bewusst nur teilweise renoviert. Die Shoa ist zu spüren. 

Ohel Hachidusch nimmt den verloren geglaubten Faden der jüdischen Geschichte dieses Ortes wieder auf.Wir empfinden es als ein würdiges Gedenken und eine besondere Ehre, dort unsere Jugendlichen zum ersten Mal zur Tora aufrufen zu dürfen.

  

Sophies Verwandte kamen aus allen Teilen der USA, um bei diesem Ereignis dabei zu sein. Weder der hiesige kalte Winter noch die lange Reise konnten Sophies Grosseltern davon abhalten, sogar aus Kalifornien anzureisen. Und natürlich waren auch Sophies hiesige Familie und ihre Freunde zahlreich vertreten.

 

Sophie hat alle Erwartungen voll erfüllt, ihre Parascha souverän gelesen und sich in ihrer Derascha als selbstbewusste, jetzt erwachsene Jüdin gezeigt. Sie wurde von Kantorin Jalda Rebling, die sie ein ganzes Jahr lang auf diesen Tag vorbereitet hat, liebevoll und humorvoll unterstützt, so dass die Atmosphäre festlich-locker war.

  

  

  

 

Zum Abschluss genossen alle eines von Gaby Nonhoffs berühmten Buffets. Und abends war natürlich Party.

 

Mazal tow, liebe Sophie, Ohel Hachidusch wünscht Dir, dass Du sowohl in guten als auch schwierigen Zeiten im Judentum und in jüdischen Gemeinschaften immer einen Ort findest, der Dein Ort ist, egal wo in der Welt Du gerade lebst.

                                      

Text: Etha Jimenez

Photos: My-Linh http://www.kunst-photography.com/1.html

Rosch Haschana / 17.9.2012 / 1. Tischri 5773

Rosch Haschana 2012 - 5773

Wir trafen uns am 17. September 2012/ 1. Tischri 5773, dem Nachmittag des ersten Tages Rosch Haschana an einem ruhigen aber gut zugänglichen Platz an der Havel, um eine Variante von Taschlich, einem bewegenden Ritual aus dem 13. Jahrhundert, zu feiern. Anja hatte lösliches Papier besorgt und jede(r) notierte einige Dinge, die wir in unserem Verhalten unseren Mitmenschen gegenüber im neuen Jahr ändern wollten. Es war ein besonderer Augenblick als die kleinen Zettel von der Havelströmung fortgetragen wurden. Susannes und Annas Schofarot mit ihrem mächtigen, archaischen Tekiah, Schewarim und Teruah führten uns anschliessend noch tiefer in unsere Gedanken und Erinnerungen an frühere Jahre. Wir fühlten uns verbunden mit allen Juden, die überall in der Welt das neue Jahr 5773 mit neuer Hoffnung begehen.

   
     

Maariw beteten wir unter Anjas Leitung in Ritas Garten der Weltreligionen, dessen besondere spirituelle Atmosphäre und Blumenpracht schnell unsere Andacht vertieften. Mit einem reichhaltigen Kiddusch an Ritas bunt geschmückter Tafel beendeten wir dieses schöne Fest. 

  Ein grosses Danke-schön geht an Anja, die uns sicher durch die Liturgie geführt hat, an unsere beiden versierten Schofar-Bläserinnen und an Ulli und Rita vom Gutshof Gatow für ihre warmherzige Gastfreundschaft. 

Fotos: Gaby Nonhoff          Text: Etha Jimenez 
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