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Schawuot / 23.05.2015 / 5.Sivan 5775

Zur Schawuotfeier 5575 und damit zur Lernnacht, „tikkun olam“, trifft sich ein Minjan unserer Gemeinde in der Remise in Gatow. Rita heizt sogar den großen Ofen für uns an, denn es ist frisch hier drinnen.  Unsere Kantorin, Jalda, beginnt zu singen und uns wird sofort warm. Wir singen dann alle zusammen den Psalm 122 nach einer Melodie von Shlomo Carlebach. 
Jalda liest die ersten zwei Verse des Psalms vor und wir diskutieren darüber, was uns die besagen. Es heißt:  Es sei zu wünschen, dass Menschen einander im Frieden und im Guten begegnen. Daran knüpft der Wunsch an, dass sie ihre Wirklichkeit heiligen und ein Haus des Einen bauen mögen. Jalda spricht von der Gesetzgebung am Sinai und zitiert aus der Tora. Den Israeliten wurde übermittelt, zu tun und zu hören. Erst tun, bevor sie hörten? Sie schwören, den Mitzwot Folge zu leisten, noch ehe sie sie das erste Mal vernommen hatten. Sie waren immer da und wurden für immer gültig gegeben.
Was könnte diese Reihenfolge: Erst das Tun, dann das Hören bedeuten? Bedeutet das, dass die Tora gegeben wurde und dann alle darum wissen können, was zu tun ist? Nur im guten Handeln  gehorchen sie den Worten. Wir sprechen darüber, dass es bis heute keinen Frieden gibt in der Welt. Schon wie bei den ersten Brüdern Kain und Abel führen Konkurrenzdenken und Neid immer noch zum Brudermord. 
Nachdem uns die Tora am Sinai gegeben wurden, werden von da an Pflanzenopfer und Tieropfer gemeinsam dargebracht. Mit der Tora gibt keinen Grund mehr für Habgier und Gewalt. Wir sind nach der Flucht aus der Enge „Mi zar, und im Plural „Aus den Engen“, „Mizarim“, das ist Ägypten zusammen am Berg Sinai. Jeder für sich und alle zusammen erhalten die Tora. In Freiheit nehmen wir die Tora entgegen.
An dieser Stelle machen wir eine erste Lernpause. Wie gehen nach draußen, atmen die frische Abendluft, sehen Mondsichel und den Planet Venus, im scheinbaren tete a tete am dunklen Firmament schillern und gehen eine geruhsame Runde durch den kleinen Garten der Weltreligionen, durch Ritas Botanicum.  Einige blieben lieber in der Remise und haben liebenswürdigerweise in der Zwischenzeit für alle den Tisch festlich gedeckt. Jede hatte etwas Milchiges für das gemeinsame Essen beigesteuert. Doch nach dem Kiddusch  nehmen  zuerst alle von der Gerstengraupensuppe, die von Etha gestiftet und von Rita für uns angerichtet wurde. Diese Köstlichkeit, mmhh lecker, muss, da bin ich mir sicher, nach der uralten geheimen „Schit-Methode“  entstanden sein, die ging so: „Mer schit in einen Topf a bissl Dies und mer schit a bissl Das und dann mer schit …! 
Schawuot ist nach Pessach das zweite Erntefest im Vegetationsverlauf. Es gibt zu Schawuot richtig viel zu tun auf den Feldern und beim Vieh, das in dieser Zeit seine Jungen geworfen hat. Dann gibt es so viel Milch , die reicht für die Ernährung der Menschen, sodass Jungtiere nicht geschächtet werden müssen und aufgezogen werden können. Es bleibt diesmal keine Zeit, um noch einmal acht Tage lang zu feiern. Mit Schawuot endet das Omerzählen. Es nahm zu Pessach seinen Anfang  und findet nach 49 Tagen, mit der Gesetzgebung am Sinai am fünfzigsten Tag, seinen Abschluss. Die Gesetzesworte sagen uns, wie wir in Freiheit nun in Frieden miteinander leben können. 
Jalda liest weiter: Die Israeliten sahen den Donner vom Berg… So heißt es in der Tora. Es heißt nicht etwa: Sie hörten den Donner? Wir diskutieren diesen Vers und einigen uns in unserem Verständnis darauf, dass es heißen könnte: Die Israeliten sahen, d.h. sie hatten ein Einsehen, eine Einsicht, in die Botschaft, die vom Berg zu ihnen kam. Diese Einsicht in das Wesen der Botschaft geht ohne die akustische Wahrnehmung. Es ist ein inneres Hören. Sie (ge-)horchen. Einsichtige verstehen diese „Sprache“. Schma Israel!      
Wir hören vom Buch Ruth,  von ihrer Nachlese des abgeernteten Feldes für eine Mahlzeit. Wir diskutieren darüber, was den Weg Ruths ausmachte. Sie vertraut auf den Einen und handelt entsprechend. Sie lässt alles zurück, was sie kannte. Im Vertrauen und in Loyalität zu ihrem nächsten Menschen, Naomi, verlässt sie alles Alte und ist bereit, Neuem zu begegnen. 
Wir wissen, dass milchige Speisen zur Schawuottradition gehören und können nun nicht länger den mittlerweile aufgetischten, von Gabi und Rita bereiteten Verführungen, in Form von Windbeuteln und Käsekuchen, widerstehen. 

  
  
                              
Als Gast der Gemeinde ist heute Abend Dr. Ulrike Offenberg, Rabbinatsstudentin, kurz vor dem Abschluss, zu uns gekommen. Sie hat einen Schiur vorbereitet. Darin geht es darum, was in Konfliktsituationen geschehen kann. Sie stellt uns das Thema am Beispiel der beiden in ihren Meinungen differierenden Lehrhäuser Schmaii und Hillel vor, die ca. eine Generation vor der Zerstörung des 2. Tempels bestanden. Anhand verschiedener Textbeispiele aus den Talmudim, aus Tosefta und Mischna und weiteren, können wir verfolgen, was geschieht, wenn mehrere Meinungen herrschen und daraus Zwist entsteht. Wer hat nun Recht? Beide? Oder nur einer? Die Schule Hillels? Warum sie? Weil sie freundlicher und milder urteilte? Oder weil Redaktoren sie absichtlich bevorzugt darstellten? Wenn sich Einigungen scheinbar  doch jedspielend erzielen lassen, ist das nun eine idealisierte Darstellung? Tatsächlich wollteer nur seinen Willen durchsetzen?  Auch, wenn das eine kriegerische Auseinandersetzung zur Folge haben könnte? 
Wir, an diesem Abend, haben die Hoffnung, dass alles sich im Konfliktfall doch noch zum Guten wendet. Beide Meinungen der Lehrhäuser und noch weitere Meinungen wurden uns überliefert. Es gibt nicht nur eine wahre Meinung. Damit schließt sich der gedankliche Kreis bis hin zu den Psalmversen am Anfang des Abends. Die Menschen sind nun selber für den Frieden verantwortlich, denn am Sinai wurden uns die Gebote gegeben, im Guten zu handeln. Sie sind nicht mehr im Himmel,  so wie der Midrasch, den Ulrike uns zum Abschluss erzählt, veranschaulicht. Wir singen dann nochmals am Ende der Lernnacht gemeinsam den Psalm 122 und gehen zwar müde, doch an Leib und Seele reich genährt, dem Sonnenaufgang und dem Gottesdienst entgegen.

                    

                   Text: Deborah Williger            Fotos: Anna Adam 

Pflanzfest 5775 / 10.5.2015 / 21. Iyar 5775

10. Mai 2015: Pflanztag in unserer green shul

Am Sonntag nachmittag als sich die Ohelistas für ihren jährlichen Pflanztag in ihrer green shul trafen, wehte ein frischer Wind durch die Felder vom Gutshof Gatow. Kleinkinder, Teenager und Erwachsene trotzten dem starken Wind und pflanzten Samen und Setzlinge in den Acker und unsere selbst gebauten Hochbeete. Mit Hilfe von ein wenig Sonnenschein und Regen werden wir bald Zwiebeln, rote Beete, Fenchel, Kürbis, Salate, Zucchini, Karotten, Mangold, Tomaten sowie verschiedene Kräuter ernten und uns an bunten Blumen freuen.
Dank der vielen helfenden Hände waren wir nach ca. 2 Stunden mit Pflanzen und Giessen fertig und konnten uns in der Remise bei warmer Suppe und anderen Leckerbissen aufwärmen. Gerade als wir den Heimweg antraten, rissen die Wolken auf und Sie Sonne schien hell und warm. Ein gutes Omen für die kommende Pflanzsaison. 

  
  
  
  
                      

               Text: Donna Swarthout   Photos: Anna Adam und Donna Swarthout 

Seder 5775 / 4.4.2015 / 15. Nissan 5775

Unser Seder am 4. April 2015:

Pessach ist das Fest unserer Befreiung aus Mitzrajim, aus der Enge der Sklaverei und aus  der persönlichen Enge.
Pessach  ist aber auch das jüdische Familienfest schlechthin. Die meisten Erwachsenen bekommen glänzende Augen, wenn sie von den Pessachfeiern ihrer Kindheit erzählen. 
An unserer Sedertafel sassen 40 Menschen, darunter viele Gäste, die schon seit Jahren extra zu uns nach Berlin kommen und zehn Kinder. Einige der Kinder fragten gleich nach unserer Spieldecke und freuten sich über die gewohnten und die neuen Spielsachen.
Wir benutzten  auch dieses Jahr wieder die schön illustrierte Haggadah von Michael Shire et al. mit Umschrift. Die Illustrationen sind Facsimile- Reproduktionen mittelalterlicher Handschriften aschkenasischer und sephardischer Herkunft aus der Sammlung der British Library in London.

  

Kantorin Jalda führte uns gewohnt sicher durch die Haggadah. Sie bezog die Kinder und auch die Erwachsenen locker in den Ablauf des in seinen ältesten Anteilen über zweitausend Jahre alten  Seder-Rituals ein.
Während der Lesungen herrschte unter den langen Tischen streckenweise viel Bewegung, wenn Kinder jeglichen Alters um die Beine der Erwachsenen wuselten. Einige von uns, die Lilith noch kannten, sahen sich auf einmal an. Und in diesem Moment dachten alle dasselbe: mit wie viel Rührung Lilith von den Sederabenden ihrer Wiener Kindheit erzählt hat und wie sie  mit ihren zahlreichen Cousins und Cousinen unter dem Tisch herumgekrochen ist. Diese Erinnerung aus einer anderen Zeit hat viele Jahrzehnte überdauert.
Anna und ihr Koch-Team gaben ihr Bestes. Und ihr Bestes ist wirklich das Beste: alles Bio, alles hausgemacht. Und Anna ist nicht nur eine Künstlerin im Umgang mit Farben, Papier und Holz, sondern auch in der Küche. Wie sie die exotischen Gewürze für jeden der vielen Salate abschmeckte, das macht ihr so schnell keiner nach.

  
                      
  
Der Afikoman war raffiniert versteckt. Erst nach langem Suchen fand Jakob ihn, und wir konnten diesen festlichen Abend  mit vielen traditionellen Liedern zum Abschluss bringen. Jakob war natürlich sehr stolz auf seinen Erfolg und er, aber auch alle anderen Kinder, bekamen ihr Geschenk und waren glücklich.

  

Für einen ganz besonderen Abschluss unseres Sederabends sorgte Helen. Sie fuhr noch um Mitternacht mit den übrig gebliebenen Speisen zur Stadtmission am Bahnhof Zoo und erklärte den dort versammelten Obdachlosen in ein paar Worten die Bedeutung von Pessach; ein Fest, das für Freiheit steht. Dann aßen sie  alle gemeinsam. Helens Gäste waren natürlich  von Annas Kochkunst begeistert. Aber zusätzlich beeindruckte sie Helens persönliche Geste, mit ihnen gemeinsam noch ein wenig zu feiern.
"Alle die Mangel leiden sollen kommen und mit uns feiern". So steht es im ersten Satz der Pessach-Haggadah. Helen gab uns die Gelegenheit, unseren Sederabend dieses Jahr mit Chesed und einem Beitrag zu Tikkun Olam abzuschliessen. 
An alle, die uns bei der Vorbereitung und Durchführung dieses festlichen Abends geholfen haben, geht ein herzliches Danke-schön.
Text: Etha Jimenez    Fotos: Anna Adam

Purim 5775 / 4.3.2015 / 13. Adar 5775

Unsere Purimfeier 2015
 
4. März, Erew Purim bei Ohel Hachidusch: voll geladene Teller mit süssen und pikanten Hamantaschen, frisch gebacken von unseren kleinen und erwachsenen Experten; glückliche, tobende, als Piraten und Feen verkleidete Kinder; Jona Kirchner´s science fiction Spritztour durch die Megillah.
Kantorin Jalda leitete uns durch Lieder und Texte, die Kinder schüttelten begeistert ihre diversen Krachmacher und auch die Erwachsenen liessen sich von der Stimmung anstecken. Wir liessen das Fest im traditionellen Ohel-Stil mit einem herzhaften und gesunden, vegetarischen potluck und guten Gesprächen sowie reichlich Gelächter um unseren grossen Tisch ausklingen.

   

  
Text: Donna Swarthout            Fotos: Anna Adam

BatMizwa / 24.01.2015 / 4.Schewat 5775

Noa wird Bat Mitzwah

Noa wurde am 4. Schewat 5775, Schabbat Bo,  zum ersten Mal zur Tora aufgerufen und damit in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen. Sie las an diesem Schabbat Mincha aus der Tora ihre Parascha Beschallach, denn zu Schabbat Mincha liest man bereits die Parascha der neuen Woche. 
Es war ein beeindruckendes Fest. Wieder standen, wie schon bei Mathildas Bat Mitzwah, drei Generationen auf der Bima. Sawta Gaby, Ima Mira und Bat Mitzwah Noa lasen gemeinsam aus der Torah aus der Parascha Beschallach. Es war ein sehr anrührender Moment, als  l´dor wa dor - von Generation zu Generation - die Torah weitergegeben wurde. Noa trug zum ersten Mal den Tallit, den Mira eigenhändig für sie genäht hat.  Vor Beginn des Schabbats hatten Kantorin Jalda und Anna, die Vorsitzende von Ohel Hachidusch, gemeinsam mit Mira die Tziziot geknüpft und viele gute Wünsche für Noas Zukunft hineingegeben.

  
   

Kantorin Jalda führte gewohnt sicher und einfühlsam durch die Zeremonie und Anja las das Jahrtausende alte Shirat HaJam so schön, dass wir alle am Schilfmeer standen. Als Kantorin Jalda Noa ihren Segen gab, konnte man eine Stecknadel fallen hören. Selbst die zahlreichen Kinder merkten, dass dies ein ganz besonderer Moment war, und sassen mucksmäuschenstill. Und dann brach grosser Jubel aus. Noa war Bat Mitzwah geworden und wurde mit einem Bonbonregen stürmisch gefeiert.

  

Die anschliessende Hawdala stand im Zeichen der Gemeinsamkeit. Alle standen im Kreis, und in einer bewegenden Zeremonie führte uns Kantorin Jalda in den Alltag. Schawua tow!
                                        
                                           

Und in Windeseile verwandelte sich der Raum des La Luz in den Osram Höfen Berlins.  Alle sassen jetzt an den hübsch gedeckten Tischen, die grosse Bühne war frei, Noas mit Recht stolzer Vater hielt eine Rede auf seine Tochter, eine Leinwand wurde auf die grosse Bühne gerollt,  und viele Schnappschüsse aus Noas Leben wurden gezeigt. Ein israelischer DJ übernahm die Bühne, zunächst mit Liedern, die sich Noas Grossmutter Gaby gewünscht hatte und die viele mitsangen und dann wurde es immer rockiger und bunter. Viele tanzten munter drauf los, natürlich auch die Kinder und Senioren. Zur Hora hielt es vom wenige Monate alten Baby (auf dem Arm der Mama) bis zum fast 90-jährigen Gerhard kaum noch jemand auf den Stühlen aus. Hier tanzte passend zur Parascha Am Israel, das das Schilfmeer überquert hatte und ein freies Leben begann.  
Auch Wüstenkinder haben Hunger. Für unser Manna sorgte Noas Sawta Gaby. Inzwischen war bereits Kaffee und leckerer Kuchen an die Tische gebracht worden, natürlich alles von Gaby selbst gebacken. Wenig später folgte ein üppiges warmes und kaltes Buffet,  alles selbst gekocht und kreiert von Gaby. Das jüdische Berlin kennt und schätzt Gabys Kochkünste seit Jahren. Aber hier hat sie sich selbst übertroffen. Wie sie es geschafft hat, so viele Gäste so locker und lecker zu versorgen, bleibt ihr Geheimnis. Aber es hat bestimmt etwas mit ihrer Liebe für Noa zu tun. Für Noa ist sie noch einmal über sich selbst herausgewachsen, es war ihr Meisterstück und ihre Art, ihre Zuneigung zu zeigen.
Liebe Gaby und liebe Mira, herzlichen Dank für das gelungene Fest und dir, liebe Noa, Masel tow für deine Zukunft. Ihr seid eine tolle Mishpacha. 

Text: Etha Jimenez         Fotos: Anna Adam

Mitzwah Day / 16.11.2014 / 23. cheswan 5775

Zum Mitzvah Day hatte Ohel Hachidusch auf den Gutshof Gatow eingeladen und sich erneut mit einem ökologischen Thema befasst. Diesmal mit Blick auf den nahenden Winter sollte Futter bereitstehen für die gefiederten und singenden Erdenbewohner, die in unseren Breiten bei Frost und Schnee Mühe bei der Futtersuche haben. Aber nicht allein dies war Auslöser. Bei intensiverer Beschäftigung war zu erfahren, dass in einigen käuflichen Meisenknödeln industrielle Schmierfette (Mineralöle) verwendet werden. Ebenso gelangen über Vogelfutter Pflanzenarten nach Deutschland, die hier nicht heimisch sind und vielleicht sogar Schaden anrichten können wie z.B. Ambrosia. Gesagt getan: in der warmen Remise des Gutshofs Gatow wurden ein paar geöffnete Kienäppel genommen und mit in warmem Palmfett gewälzten Samen aus kontrollierter Herkunft gestopft. Im Kalten aufgehängt und fertig. Der Mitzvah Day ging mit warmen Gesichtern und Herzen und rund 50 ökologisch wertvollen Meisenknödeln zu Ende.

  

  

Text: Claudia Shulamit Frömmel     Fotos: Anna Adam    

Schabbat Bejt HaChidusch zu Gast bei Ohel HaChidusch / 15.11.2014 / 22. Cheshwan 5775

Seit vielen Jahren bin ich immer wieder gern bei Bejt HaChidush in der Uilenburgshul  in Amsterdam zu Gast. Wenige Schritte entfernt wurde meine Mutter vor mehr als 100 Jahren geboren. Manchmal leite ich dort Gottesdienste oder Workshops, manchmal komme ich einfach nur zum Schabbatgebet, wenn ich in Amsterdam bin. Rabbi Hannah Nathans, die ich bereits aus dem Aleph Seminar kannte, hatte jetzt die Idee mit einer Gruppe nach Berlin zu kommen, um Ohel HaChidusch zu besuchen. Viele Mitglieder unserer kleinen Gemeinde beteiligten sich an der Organisation: Sue suchte Hotels aus, Channah kümmerte sich um die Reservierung von Restaurants. Angela, Channah, Helen und Anna hiessen jene willkommen, die lieber privat wohnen wollten.
Rabbinerin Hannah und ich bereiteten ein umfangreiches Programm vor:
Kabbalat Schabbat in der Fasanenstrasse; Schabbat bei Ohel HaChidusch in der Detmolder Strasse, Sonntag Centrum Judaicum und eine Führung durch Berlins historische Mitte und zum Abschluss das Jüdische Museum Berlin.

Höhepunkt des Besuches wurde der Schabbat bei Ohel HaChidusch. Nach dem sehr bewegenden Schacharit gab es beim Kiddusch einen herzlichen Erfahrungsaustausch. Später gab Rabbinerin Hannah einen Shiur zum Thema: „Was sagt unsere Tradition zu Tierversuchen?“. Wir studierten rabbinische und wissenschaftliche Texte. Es folgte eine spannende Diskussiom zum Thema. Nach einer Kaffeepause gab ich einen Shiur zum Thema: “Tora der Imahot“. Im Kontext der Parascha Chaje Sara hatten wir eine intensive manchmal recht kontroverse Diskussion.
Nach der Hawdala waren alle dankbar und froh über diese Begegnung. Wir haben miteinander und voneinander gelernt, gut gegessen und alle wollen solche Begegnungen wiederholen, sei es in Amsterdam oder in Berlin.

   
  

Am Sonntag holte ich die Gruppe vorm Centrum Judaicum ab und gab eine sehr persönliche Führung durch Berlins Mitte mit alten und neuen Geschichten aus dieser Gegend.
Danke, Reb Hannah, für diese Idee. Kommt bald wieder nach Berlin. Ihr seid immer herzlich willkommen bei uns. Der Erfahrungsaustausch mit Dir und Bejt HaChidusch bedeutet uns viel.
Dein sehr persönliches Dankesschreiben an uns alle hat uns ganz besonders berührt. Deshalb fügen wir es ein:

Shalom Jalda and Ohelista’s,
On behalf of our whole group I would like to thank you whith all my heart for your hospitality. It was a great experience for our participants. You made it possible that the whole group could come along by offering your beds. The food was excellent, and eco kosher. The restaurants you reserved for us were just right. The group was greatly impressed by your service, and does hope we can have more of this in BHC. The shiur by Jalda on the Torah of the  imahot was found very interesting. The tour through Jewish Berlin, guided by Jalda, left an indelible impression. It was a most wonderful weekend.
I realise how much work this has been for you. Toda raba for everything!!!! And rav berachot on your kehilla. We hope to meet again soon!
Lehitraot, Rabbi Hannah


Text: Chasan Jalda Rebling             Fotos: Anna Adam

Sukkot / 8.10.2014 / 14. Tischri 5775

Am Nachmittag vor dem 14.Tischri 5775, Erew Sukkot, trafen wir uns im Gutshof Gatow um dort unsere Sukka zu bauen. 
Wie jedes Jahr bauten Eltern und Kinder die  Sukka, unter fachmännischen Anleitung von Anna.
Gleichzeitig zog eine zweite Gruppe mit einem Bollerwagen auf unser Feld um dort die letzten Früchte der Saison zu ernten. Mit üppiger Ernte kamen die Kinder zurück: genug zum Schmücken der Sukka und für eine Sukkot-Fest-Suppe. 
Auf dem Gutshof wurde die Sukka geschmückt und vollendet und
das frisch geerntete Gemüse von vielen fleißigen Helfern gewaschen, geputzt und für eine Suppe zubereitet. 

Danach entfachte Rita das Feuer. Jetzt konnte die Suppe kochen. 

Jedes Jahr zu  Tu biSchwat pflanzen Kinder in einem Blumentopf Kürbiskerne von der vorjährigen Ernte.  Der Kürbis wird zu Sukkot von unseren Kindern feierlich im Botanicum geerntet.

Nach allen umfangreichen Vorbereitungen wurde es Zeit für den Kiddusch. 
Jedes Jahr kommt in diesem Moment der Regen.  
Da wir zu Sukkot um Regen bitten ist das auch gut so. 
Aber wir wollen ja gesund bleiben. 
Also zogen  wir dann zum Feiern in die kuschelige Remise, um dort die Suppe und die ganzen mitgebrachten kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen und zu feiern. 

Es war, wie immer, die schönste Sukka die wir je hatten. 

Dank der großen Gastfreundschaft von Rita und Uli feierten wir mit ca 50 Erwachsenen und Kindern ein sehr schönes  turbulentes und fröhliches Sukkot. 

Am späteren Abend riß der Himmel auf und wir bewunderten den großen Vollmond der direkt in unsere Sukka schien. 

Einige von uns kamen in den folgenden Tagen der Sukkot-Woche mit Freunden nach Gatow, um in der Sukka zu sitzen und der Wüstenwanderung zu erinnern.

 

   
   
  

Text: Marlis Ventur         Photos: Anna Adam

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