Bat Mizwa von Stella / 25.8.18 / 14. Elul 5778
Am 25.08.2018 / 14.Elul 5778 feierte Stella Smullen Brass mit ihrer Familie, mit ihren Freunden und mit Ohel HaChidusch ihre Bat Mizwa im Betsaal des ehemaligen Jüdischen Waisenhauses von Pankow.
Unsere Kantorin Chasan Jalda Rebling, mit der Stella zwei Jahre lernte, leitete den Schacharit Gottesdienst mit sehr viel Einfühlungsvermögen.
Zu Beginn des Gottesdienstes übergab Stellas Großvater ihrenTallit und sagte mit ihr zusammen zum ersten Mal den Segensspruch über das Tragen des Tallit. Stellas Großmutter schenkte ihr einen Kidduschbecher, der nach dem Gottesdienst zum Kiddusch zum ersten Mal erhoben wurde.
Nach der Aushebung der Thora wurde die Thora von den Großeltern an die Eltern und die große Schwester und dann an Stella gegeben. L´dor va dor von Generation zu Generation geben wir die Thora weiter.
Stellas Parasha war Ki Teze, Dewarim 21:10- 26:19. Hier interessierte sich Stella speziell für die Verse, die sich mit der sozialen Gerechtigkeit beschäftigten.
Als Stella zum Maftir aufgerufen wurde stand sie umringt von ihren Verwandten auf der Bima. Nun sprach sie zum ersten Mal als jüdische Erwachsene den Segen über die Thora.
Sie las mit klarer Stimme und sehr selbstbewußt aus der Thora. Ich war sehr berührt davon.
Nach dem Gebet um Heilung gab Stella ihren D`var Thora, ihre Thoraauslegung. Sie sagte uns was diese Parasha für sie bedeutet und lehrte uns dass diese Gesetze gerade in unserer Zeit von großer Bedeutung sind. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen sind die Basis für Gerechtigkeit,Toleranz und friedliches Zusammenleben.
Danach sprachen Stellas Eltern. Wir erfuhren, daß Stella sich auch im täglichen Leben und im Umgang mit anderen für Gerechtigkeit einsetzt. Ihr Vater sagte:" ....denn Du setzt dich wirklich für andere ein, versuchst Konflikte zu lösen, zu vermitteln, zu helfen"
Nach dem Kidusch wurde Stella bei einem reichhaltigen Buffet gefeiert.
Wir erlebten eine sehr bewegende Bat Mizwa. Wir wünschen Stella auf ihrem Lebensweg alles Gute, viel Glück und Freude.
Wir wünschen ihr, dass all ihre Zukunftspläne, Wünsche und Träume in Erfüllung gehen mögen.
Text: Marlis
Fotos: Anna Adam
Rosch Chodesch / The Rebbes birthday – des Rebben Geburtstag / 12.8.18
Am 26. August 1924 (26. Av 5684) wurde Rabbi Zalman Schachter Shalomi z´´l in Schowkwa geboren. Der 26. Av 5778 war am 7. August 2018.
Fünf Tage später, am Sonntag den 12. August, Rosch Chodesch (Neumond) Elul, trafen wir uns auf dem Feld – der „green shul“ - in Gatow, um Reb Zalman zu feiern, von seinen Texten zu lernen, zu ernten und unsere Bäume und Pflanzen zu versorgen.
Jalda hatte Texte aus Reb Zalmans Buch „Credo of a modern Kabbalist“ und einen Artikel für das Schalom Center zum Lesen und Studieren ausgewählt. Wie gehen wir heute in Zeiten von Dürre in der Natur, Machtkämpfen in der Politik und in der Wirtschaft, Flüchtlingsströmen und sehr vagen Ängsten in einer Gesellschaft des Überflusses mit Reb Zalmans Fragen zum Paradigma Shift um? Jeder und jede von uns machte sich beim Zupfen des Beikrauts aus den Beeten und beim Wässern der Tomaten und der kleinen und bei der Dürre deshalb besonders schutzbedürftigen Bäume Gedanken und Vorstellungen dazu. Diskutierend ernteten wir die reifen Früchte und stützten die schwertragenden Bäume ab - staunend wieviel reiche Gabe uns die Natur trotz des dramatischen Wassermangels in Brandenburg schenkt.
Zurück auf dem Gutshof Gatow genossen wir die mitgebrachten kulinarischen Köstlichkeiten. Bert Ostberg erzählte von der basisdemokratischen Bewegung der Hausparlamente, die von „Pulse of Europe“ initiiert wurde, um möglichst viele Menschen in die Diskussion um eine Europäische Zukunft einzubeziehen. Wir diskutierten, wie wir als Juden unseren Teil zum Pardigm Shift heute einbringen können. Alle erzählten von ihren Erfahrungen.
„Emunah“ - Vertrauen darauf, dass unsere vielen kleinen Mitzwot die Welt ein wenig ändern können, denn die Änderung kommt vom Rand und aus dem Kleinen oder wie Rabbi Salomon Schachter, Reb Zalmans Sohn, sagte: it´s the fringes what makes the garment holy.
Text: Jalda Rebling.
Pessach 5778 / 31.03.18 / 15. Nissan
Am 31.03.2018, den 15.Nissan 5778 trafen sich die Ohelistas am 2.Sederabend mit ihren Freunden im großen Saal der Vater-Unser-Gemeinde.
Der Saal war für 36 Personen und ihren Kindern feierlich, pessachdik geschmückt.Nach einer freudigen Begrüßung nahmen wir an einer U-förmigen Tafel platz. In
der Mitte unserer Tafel war Platz für unsere Kinder-Spieldecke. Es machte uns viel Spaß den Kindern zu zusehen, wie sie sich spielend kennenlernten. Unsere Kantorin Jalda führte uns wie immer souverän durch den Seder. Durch unsere Hagada von Annette Bökler konnte jeder von uns in seiner Sprache die Geschichte, Gebete und Lieder mit verfolgen und mitsingen.
Für unser leibliches Wohl sorgte wie immer unsere Spitzenköchin Anna. Anna verwöhnte uns mit vielen Delikatessen.
Jeder von uns vollzog seinen eigenen Auszug aus Mizrajim. Für mich war es eine Freude zu sehen , daß 4 Generationen den Sederabend feiern, nicht nur bei uns in Berlin sondern in der ganzen Welt.
Wir verabschiedeten uns mit den Worten "nächstes Jahr wieder in Berlin".
Vielen Dank an Jalda, Anna und ihre Helfer die uns diesen wunderschönen Abend ermöglicht haben.
Text: Marlis Ventur
Bilder: Anna Adam
Chanukka 5778 Rosh Chodesh Tevet // 18.12.2017
Auch in diesem Jahr versammelten die Ohelistas und ihre Freunde und Familien in der Remise in Gatow. So richtig Winter und kalt war es nicht, aber der große gußeiserne Ofen bullerte wie gewohnt beruhigend warm und hell, der ganze Raum war in dämmriges Licht gehüllt. Wohlige Wärme empfing uns.
Nach und nach trafen alle ein: Große und Kleine, viele Kinder mit selbstgebauten Chanukkiot, die Erwachsenen mit den Chanukkiot, die sie von ihrer Mutter, ihrem Vater oder anderen Verwandten bekommen haben, damit das Licht nicht verlösche.
Schön auch, dass Bert als Vertreter der „Tempelband“ Lieder vorbereitet hatte und die fotokopierten Texte verteilte, damit alle mitsingen konnten. Als Jalda die Feier begann, war der Raum gut gefüllt mit erwartungsfrohen Gesichtern – und es kamen immer noch weitere dazu.
Wie immer gab es erst spannende Fragen zu beantworten: Wie werden denn die Kerzen angezündet? Von welcher Seite? Von links nach rechts? Umgekehrt? Warum? Die neueste Kerze zuerst? Was ist mit der neunten Kerze? Welche Brachot sind zu sprechen? Ein bißchen wartete Jalda die zahlreichen Meinungen ab, aber sie ließ uns nicht zu lange im Ungewissen, erklärte die Aufgabe des „Schamasch“ und es war schnell klar: von rechts nach links aufstellen, von links nach rechtanzünden, die „neueste“ Kerze beginnt – den für sie wurde ja noch keine Bracha gesprochen.
Das sechste Licht wurde angezündet.
Ja und dann gab es die Chanukkageschichte. Eine Geschichte, die nicht in der Thora steht und doch so jüdisch und wichtig für uns ist: Die Erzählung vom Kampf gegen die Besatzer, deren Verbot, jüdisch zu leben, die Gesetze einzuhalten, die Feste zu feiern, die Gedenktage zu begehen, den Tempel zu besuchen. Von den Klugheit der Juden, doch den Unterricht in der Jeschiwa weiterzuführen. Zur Tarnung das Treideln als Spiel, falls eine Kontrolle erfolgt.
Dabei wollten die Griechen nicht Thora und Gebet verbieten, sondern sie wollten die Vernunft, Logik, Wissenschaft über Spiritualität, Heiligkeit und Reinheit stellen. Jüdisch-Sein heißt aber, Heiligung in die materiellen Aspekte des Lebens, in den Alltag, zu bringen, und sich eben nicht dem Materialismus, der modischen Entwicklung, der beliebigen Umbewertung zu unterwerfen.
Und schließlich der Sieg, der Abzug der Griechen, die Wiedereinweihung des Tempels, Chanukkat ha Bajit. Und dann die scheinbare Unmöglichkeit, dass der Leuchter im Tempel so lange brannte, bis neues, geweihtes Öl produziert worden war – 8 Tage lange, obwohl der kümmerliche Rest, der noch vorhanden war, höchsten für einen Tag reichen konnte. Die Absicht der Griechen, dass dieser Leuchter mit unreinem Öl entzündet wird, hatte sich zerschlagen – es geht nicht, darum dass das Licht leuchtet, sondern es geht darum, wie und durch was das Licht erstrahlt. Und wir geben das Licht weiter von Generation zu Generation.
Alle hatten sich um die zahlreich brennenden Chanukkaleuchter versammelt und hörten gebannt zu, diskutierten, erzählten ihre Variante der Geschichte, so wie ihre Eltern oder Großeltern sie erzählten.
Natürlich gehört zu jedem jüdischen Fest ein leckeres und ausführliches Essen – auch diesmal wieder gekrönt von einer köstlichen Suppe von Kürbissen aus unserer eigenen Ernte und vielen anderen kulinarischen Kreationen, die mitgebracht worden waren. Sufganiot gab es in Fülle. Nicht zu vergessen der Austausch untereinander. Und auch unsere Gäste, vertraute Freunde, wie z.B. Pfarrer Christian Zeiske und seine Frau Dorle die erst kürzlich vom Prenzlauer Berg nach Charlottenburg umgezogen sind fügten der Diskussion vieles hinzu.
Ja und gespielt wurde natürlich auch, Nun, Gimel, Heh und Schin sorgten für Lachen und niemand trauerte, wenn der eigene Erdnussberg schmolz… ein fröhliches Fest ist es, sogar der gemeinsame Abwasch und das Aufräumen zur Unterstützung von und als Dank an Rita und Ulli zum Schluss fiel leicht. Erfüllt von Licht, Wärme und Vertrauen gingen wir spät am Abend nach Hause.
Text: Esther Trapp / Jalda Rebling
Fotos: Esther Trapp
Taschlich 5778 / 20.09. 2017 / Erew Rosch haSchana
Diesmal versammelten sich rund zwanzig Ohelistas, unter ihnen wie immer viele Kinder, zum Taschlich, um 17 Uhr bei Rita und Ulli im Gutshof Gatow. Anna hatte für kleine "Schiffchen" und Papier gesorgt, beides selbstverständlich rückstandslos wasserlöslich. So konnte jeder aufschreiben, wovon er sich im neuen Jahr 5778 befreien, was er loswerden wollte und das Zettelchen in eines der Schiffchen verfrachten. Anschließend wurde die Flotte mit frischen Blüten aus dem herrlichem Botanikum geschmückt. Dann ging es runter zur Havel, wo die Schiffchen feierlich zu Wasser gelassen wurden. Sie lösten sich ziemlich schnell auf und übrig blieb ein vielfarbiges Blütenmeer, ein Anblick, der wohl niemanden kalt ließ. Genauso wie das Blasen des Schofars, bei dem Anna wieder alles gegeben hat. Und ein kleines Mädchen, das danach dem Widderhorn mühelos einen klaren, langen Ton entlockte, zeigte allen, dass Ohel HaChidusch sich auch in dieser Hinsicht nicht um Nachwuchs sorgen muss. Natürlich wurde der Abend noch mit einem leckeren Mahl beschlossen, bei dem auch Äpfel von unserem Feld, getaucht in Honig, nicht fehlen durften. Es soll schließlich ein gutes und süßes Jahr 5778 werden.
Text: Bert Ostberg
Bilder: Anna Adam